Ruminiszenzen

Jelaluddin Rumi
Ich bin ein großer Fan von der Liebesgedichte von Jelal'uddin Rumi (1207-1273), so sehr dass ich einige Gedichte aus dem Englischen übersetzt habe. In der Sufitradition wird die trunkene Liebe für Gott gern in Worte gekleidet, die an unsere berauschenden Erfahrung mit dem Dreiklang Wein, Tanz & Gesang und Liebe anknüpfen.

Meine eigenen Erfahrungen gehen eher dahin dass Wein, Tanz & Gesang zwar Trunkenheit hervorgerufen haben, aber meine Liebe nicht berauschen konnten. Vielleicht war das zu Rumi's Zeiten anders. Wie dem auch, seine Gedichte faszinieren mich nach wie vor, färben auf mich ab, nicht in der Wortwahl, aber...

Wenn es um Gott geht ist das Thema Selbstwert für mich nicht zu vermeiden. Ich schwanke im Selbstwertspektrum von in die Nase regnen bis zum anderen Extrem - mit Stelzen unterm Teppich laufen. Das tue ich mit sehr unterschiedlicher Geschwindigkeit und Ausschlag, aber ich schwanke.

Früher habe ich das Wort vermieden, statt dessen lieber schöpferische Quelle gesagt, und selbst das hat Jahre gebraucht bis es ohne Schluckauf über meine Lippen rollen durfte. Mittlerweile kann ich ohne Schluckauf sagen dass ein Stück von Gott in mir ist. Bravo!

Ich komme nämlich aus der "brav"-Ecke. In benachbarten Sprachen ist die Bedeutung von "brav" Richtung mutig. Besonders wenn es um Gott geht, habe ich Jahrzehnte für den Weg von "brav" zu mutig gebraucht. Und er ist nicht zuende. Hier die nächsten Schritte.

Womit mir Gott sehr hilft ist Humor, mich selbst auf die Schippe nehmen zu können. So konnte ich mich gerade noch bremsen die Seite "Georg RUMIniert" zu nennen, und habe mich stattdessen für RUMIniszenzen entschieden. Ich liebe Wortspiele.

Wiederkäuen im Sinne von bereits Geschaffenes zu zerlegen und wieder neu zusammenzusetzten ist ja unser Los als Geschöpfe. Erst wenn der Schöpfer durch uns tun darf kommt etwas tatsächlich Neues zustande: Mitschöpfen, ein Evolutions-Schrittchen.

Ich finde es mutig von mir sie dabei zusehen zu lassen wie ich immer wieder Anlauf nehme, immer wieder mit wechselndem Erfolg das Gleichgewicht zwischen in die Nase regnen und mit Stelzen unterm Teppich laufen suche, und manchmal finde, für kurze Zeit. Weiter so! Selbstermutigung kommt vor Selbstermächtigung.



Danke

Guten Morgen Heiliger Geist!

Danke für..., und nicht für.

Wie sanft du durch all meine Zellen regnest,

mich erfrischst bis in die Fußspitzen.



Oder ist es nur meine Hingabe, das Aufgeben meines Sträubens,

die mich spüren lassen was tag-täglich von dir ausgeht?

Dein Wille zu mir.



Kaum habe ich es ausgesprochen

wird aus dem erfrischenden Regen eine Kraftbrühe

die jede Zelle meines Körpuls pulsierend tränkt

und mit danke, danke, danke begrüßt wird.



Mein Wille zu dir, ungleich kräftig,

eher eine zartes Sehnen, unverstanden, aber da.

Auch ein Geschenk von dir, oder?

Ein Stück von dir in mich eingebaut.



Danke!


Du, ich, wir

Danke dass ich heute den Weg zu dir gefunden habe.

Keine Ahnung wie du es schaffst ihn mir zu zeigen,

meine Halbherzigkeit spielerisch überlistend.

Wieder einnmal. Danke!



Danke für den Atem des Lichts

der jede einzelne Zelle hüpfen lässt,

und meinen salzwässrigen Widerstand

in den Fluß grenzenarmer Hingabe bringt.



Danke für die unbequeme Möglichkeit

in christliche oder sonstige Worte

gepackten Selbsthaß zu schmecken.

Danke dass ich bekennen darf ohne Urteilen zu müssen.