Viele setzen Hygiene mit Keimfreiheit gleich. Keime sind eklig, Keime sind gefährlich. Sie gehören bestenfalls ins Klo. Keime in der Küche? Auf keinen Fall! Und in meinem Körper schon gar nicht.
Auf die andere Seite der Münze hinzuweisen, kommt fast einem Tabubruch gleich, obwohl wir ohne Keime nichts anderes verdauen könnten, als Wasser und Honig. Keime sind also nicht nur eklig und gefährlich, sie sind auch lebensnotwendig. Allein im gesunden Darm befinden sich 3 bis 7 kg Mikroben, und insgesamt machen sie etwa 20 - 25% unseres Körpergewichts aus. Wirkliche Keimfreiheit ist Sterilität und wäre unser Tod.
Hygiene wird durch das Wort Symbiose viel besser beschrieben. Es bedeutet kooperatives und koordiniertes Zusammenleben, in dem alle Beteiligten voneinander profitieren.
Mit der Idee der Keimfreiheit im Kopf "bekämpfen" wir unerwünschte Mikroben mit Antibiotika. Diese sind als drastische Notfallmaßnahme bei lebensbedrohenden Infektionen gedacht. Langfristig schädigen sie Leber und Immunsystem mehr, als sie ihnen nutzen und machen den Menschen immer anfälliger und die Mikroben immer schlauer. Sie wachsen dort am besten, wo sie regelmäßig bekämpft werden, so wie Rasen durch ständiges Mähen immer dichter wird. Die resistentesten Erreger leben daher in Krankenhäusern, wo sie das beste und brutalste überlebenstraining bekommen.
Dass die Anwesenheit eines Erregers allein für eine Erkrankung ausreicht hat schon Pasteurs Zeitgenosse und Gegenspieler Bernard widerlegt. Zum Beispiel haben ca. 80% der Deutschen den Erreger der Borrelia burgdorferi im Blut und alle Menschen Candida albicans und Escheria coli im Darm. Bei manchen bricht eine Krankheit aus, bei manchen nicht.
Den Keimen Tor und Tür zu Öffnen, haben wir ja auch schon gehabt: erst die Einführung der Kanalisation, sterile Bedingungen bei Operationen, usw., haben infektiöse Seuchen und Krankheiten eingedämmt und die Lebenserwartung deutlich ansteigen lassen. Diese schmerzlich erworbenen Erfahrungen der Vergangenheit lassen uns heute weit über das Ziel hinausschießen. Jetzt ist das gesunde Mittelmaß gefragt: Keimfreiheit so viel wie nötig und so wenig, wie möglich - Symbioselenkung eben, wahre Hygiene.
Es ist bezeichnend für unsere naturferne Lebensweise, dass sich die Idee der Symbioselenkung zuerst in der Landwirtschaft durchsetzt. Da kann es ja auch ruhig stinken und brodeln, solange es garantiert keimfrei - tot - bei mir auf den Tisch kommt. Aber alles Tote wird von der Natur wieder-verwertet, kompostiert, nichts geht verloren im Kreislauf des Lebens. Ein Sack Mehl, lange genug in die Ecke gestellt, bekommt irgendwann Füße. An dieser zersetzenden Wiederverwertung arbeiten ganz andere Mikroorganismen als beim Aufbau von Leben.
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6. Anhang
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Anwendungen im Haushalt
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