Ein gefundener Schatz verändert sich nicht von selber. Er bleibt so wie er ist, es sei den ich gebe ihn aus, futtere die Karotte, den Wurm, leere die Pralinenschachtel. Dann sind sie weg. Die wahren Schätze des Unviversums sind anders, sie leben und wachsen und ich mit ihnen. Die Trennunglinie zwischen Schatzsucher und Schatz beginnt zu verschwimmen, und in besonders kostbaren (Drehtür-) Momenten ist sie für eine Weile nicht mehr da. Die Trennungslinie ist künstlich. Ob ich sie als unüberwindliche Mauer empfinde, als verbotene Grenze, hohe Hürde, Demarkationslinie, Warnlinie mit Empfehlungscharakter, als Schwelle, oder einfach nur als Orientierungshilfe betrachte, liegt nicht an der Linie. Es ist immer die Selbe. Ihre Übertretung hat Konsequenzen, aber übertreten ist weder verboten noch unmöglich. Es ist auch keine Einbahnstraße. Ich kann wieder zurück, und wieder hinüber, immer und immer wieder. Wie weit ich mich von der übertretenen Linie entferne, liegt an mir. Ich kann es mir aussuchen, es dosieren. Wie beim Auto fahren bin ich es der auf's Gaspedal oder die Bremse tritt und für die Konsequenzen gerade steht. Ob ich einen Unfall baue oder an ein Ziel komme liegt weder am Auto nach an der Straße, sondern an meinem Fahrverhalten. Dazu gehöhrt auch die Rahmenbedingungen (Auto, Straße) zu achten. Und Fahren kann ich lernen. Die Suche nach dem Angler am anderen Ende der Angelschnur hat mich immer wieder durch die Drehtür geführt, hat mich immer wieder die Linie übertreten lassen. Was auf der anderen Seite ist? Nennen wir es mal MEIN "Innenleben", und auf dieser Seite ist es UNSER "Leben im Außen", in der physischen Welt. Die beiden beeinflussen sich. Das ist nichts Neues, und trotzdem ist kontrovers, extrem kontrovers. Ich bin wie die meisten anderen auch in einer Familie aufgewachsen, wo alles Unerwünschte unter den Teppich gekehrt wurde. Die Konflikte des Lebens wurden also weder ausgetragen noch erörtert, und daher auch nicht gelöst. Sie wurden unterdrückt. Wozu das führt haben vor allem Sigmund Freud (um 1900) und später Carl Gustav Jung (ab 1910) popularisiert. Alles was unter den Teppich gekehrt wird, verschwindet keinesfalls aus dem Leben der Betroffenen. Es entschwindet lediglich ihrer Aufmerksamkeit (Tagesbewusstsein) und entfaltet stattdessen im Unbewussten ein nicht offensichtliches Eigenleben. Während Freud in seinen Patienten entgleiste Personen sah, die es galt notfalls mit Gewalt auf den rechten Weg zurück zu bringen, nahm Jung die Probleme seiner Patienten als Lerngelegenheiten wahr. Freud strebte mehr eine erzwungene Heilung an, in der Betroffene die Anweisungen ohne Mitspracherecht unter Druck umsetzten, ggf. verstärkt duch Medikamente und andere Maßnahmen. Jung erkannte dass Heilung nicht erzwungen werden kann, und Heil-Werden nur möglich wird wenn die Betroffenen aktiv mitwirken in einem Prozess, in dem die künftigen Schritte nocht nicht feststehen. Falls Heilung stattfindet, Jung bezeichnet das als Individuation, ist der Betroffenen nicht nur die Person die er/sie einmal war, sondern eine erweiterte Version von sich selbst mit deutlich mehr Lebensweisheit. Im Laufe dieses Individuationsprozesses vervollständigt sich das Individuum mittels schrittweiser Bewusstwerdung der ehemals unterdrückten Lebenserfahrungen. Bei beiden Pionieren des Unbewussten geht es darum dass Dinge, die aus dem Licht des Alltag in das Dunkel des Unterbewusstseins verdrängt wurden, wieder zurück ans Licht kommen müssen (Freud), bzw. dürfen (Jung). Die Trennlinie zwischen bewusst und unbewusst soll gängiger werden. Der Patient/Mensch ge- und mißbraucht diese Linie als Mülleimer: Deckel auf, Müll rein, Deckel zu. Und dann vergessen wir den Mülleimer zu leeren. Sein Inneres belebt sich mit Ratten, Kakerlacken und anderen lichtscheuen Kreaturen denen das Müllmanagement überlassen wird. Sie bedienen sich in erster Linier selbst. Irgendwann wird es eng im Mülleimer, der Deckel wird von Innen aufgedrückt, die Trennungslinie in umgekehrter Richtung überschritten. Die überforderten Betroffenen landen dann gern bei Spezialisten wie Freud und Jung. Wir können vor einander auf Dauer nichts verheimlichen. Meine Gefühle, gute und schlechte gleichermaßen, strahlen aus und werden von meiner Umgebung wahrgenommen. Nicht unbedingt bewusst, leider, aber trotzdem wirkungsvoll: meine Laune färbt auf die gesamte Umgebung ab. Und natürlich färben die Launen meiner Umgebung auf mich ab. Gefühle haben einen großen WIR-Faktor. Unterdrückte Gefühle gehen nicht weg, egal wie sehr ich mir das wünsche und/oder einrede. Gefühle sind handlungspflichtig, sie sind ein Handlungsmotor. Ich kann mir bloß aussuchen ob ich mein Gefühl in der Situation in Handlung umsetzte in der es entsteht, oder erst später. Je mehr Zeit zwischen einer Handlung und dem dazugehörigen Gefühl verstreicht, desto weniger hat die verzögerte Handlung mit der Entstehungssituation zu tun. Im Extremfall führt es dazu, dass ich keinen Zusammenhang mehr zwischen meiner Handlung und ihrer Entstehungs-Situation erkennen kann. Die Entstehung liegt zu weit zurück. Die Gefühle waren aufgestaut und haben sich an einer Reibefläche entzündet, die die mit der Entstehung nur noch ganz entfernt etwas zu tun hat: Mann kommt von der Arbeit schlecht gelaunt nach Hause und meckert übers Abendessen, obwohl es lecker ist. Die Frau schimpft das Kind wegen Hausaufgaben aus, obwohl es sie sorgfältig erledigt hat. Das Kind quält den Hund... Gestaute Gefühle entladen sich umso unkontrollierbarer, je größer der Stau. Ihre Entladung wird durch ähnliche oder komplementäre Gefühle in anderen begünstigt, insbesondere wenn auch sie gestaut sind: Streichholz findet dankbare Reibefläche - ein Streit entbrennt, bei dem es um vorgeschobene Dinge geht. Die eigentlichen Ursachen (gestaute Gefühle) bleiben unerkannt, zumindest unbenannt. Obwohl ich meine Gefühle selber unterdrückt habe, gelingt es mir so jemand anderem dafür die Schuld zu übertragen. Je kollektiver solche Entladungen gestauter Gefühle, umso kräftiger sind sie. Ein Negativbeispiel ist Krieg, ein Positivbeispiel Katastrophenhilfe (Mitgefühl). Das Global Consciousness Project beschäftigt sich genau damit. In Punkte Gefühle sind wir wie Schwarmfische, allerdings nicht so elegant in der Umsetzung. Die ungeliebten und deswegen unterdrückten Gefühle führen bei uns selten zu auto-koordiniertem "Schwarmverhalten", eher zu unkontrollierten kollektiven Ausbrüchen (Krieg). Fische können halt keine Gefühle unterdrücken und aufstauen. Sie setzen sie gleich in (kollektive) Handlung um. Sie leisten allerdings auch keine Katastrophenhilfe. Sinngemäß sagt Jung: Wenn ein innerer Impuls keine Aufmerksamkeit bekommt, muss es sich im Außen als Schicksal manifestieren. Unter'm Teppich rumort's Unsere Unterdrückung von Konflikten hat System, wir tun es immer wieder, es zur wird Gewohnheit, zum starren Muster oder fixen Idee. Solche Muster können individuell sein, es gibt Familienmuster, Gesellschaftsmuster, Kulturmuster, Religionsmuster, ... Einmal geerbt, anerzogen, aufgeschnappt oder freiwillig erworben werden sie zur festen Größe in meinem Leben, die alle um mich herum viel besser wahrnehmen als ich selber. Hier zwei Bespiele wie meine Muster den Deckel von Innen aufgedrückt haben. Als kleines Kind entwickelte ich wie viele andere eine fixe Idee was ich einmal werden will, bzw. was ich auf keinen Fall werden will. Lokomotivführer, Astronaut oder CR7 waren mir egal, ich wollte unter keinen Umständen Geschäftsmann werden oder ein Haus besitzen (wir lebten zur Miete). Mit 26 Jahren brach ich mit allem und verließ Deutschland auf unbestimmte Zeit. Mit 30 war ich Autohändler geworden und hatte ein Haus in Mexico gekauft. Als ich merkte wie sehr ich meinen eigenen Vorsätzen untreu geworden war, fand ich nach einigem Nachdenken witzig. Ich hörte wie der Kosmos über meine kindlichen Vorgaben lachte und sie mir humorvoll entführte. Heute ist es mir egal ob ich Geschäftsmann bin oder nicht, ob ich ein Haus besitze nicht. Das ist ein Stück Freiheit, ein bisschen heil werden, ein Schritt in die richtige Richtung. Im zweiten Beispiel geht es um ein Muster in unserer Familie und den Kriegsveteranen aller Zeiten. Ich habe es schon hier beschrieben. Das war eine wesentlich härtere Nuss. Je größer der kollektive Anteil am Muster, desto herausfordernder seine Auflösung im mir. Es ist ja nicht (nur) mein Problem. Deswegen sollen das andere für mich tun, die Regierung, die Rentenkasse, die Müllabfuhr... Vor etwa 2000 Jahren hat das Seneca so ausgedrückt: Den Willigen führt das Schicksal, den Unwilligen schleift es. Und ich war definitiv unwillig gewesen und bin es zum Teil heute noch. Dann dauert's eben. Und bringt viel Abrieb und Reibungshitze mit sich. Schattentherapie-2 (~30min Video) Nicht das ich mit dem Ergebnis unzufrieden wäre, es sind viele kleine Schritt in die richtige Richtung. Aber der Aufwand! Es ist derartig unbequem. Und die vielen Schritte die ich noch nicht gemacht habe - die hab' ich zuvor gar nicht wargenommen! Es fällt mir leicht mich überfordert zu fühlen, aber weder Freud noch Jung sind eine Lösung, sie haben bereits ihren Teil beigetragen. Es geht um mehr. über Ratten, Moskitos, Schlangen und Erdbeben Die unendliche Geschichte die Trennlinie ist in Wirklichkeit eine Schnittstelle Gesund oder heil werden erfordert das Unbewusste mit dem Bewussten zu vereinen, schrittchenweise, in kleinen Portionen so wie sie mir bekommen. Es ist kein eimaliges Finden eines Schatzes, noch einer Pralinenschachtel, sondern die unendliche Geschichte. Sie entwickelt sich individuell aus der Öffnung der selbstgemachten Grenze zwischen unbewusst und bewusst, zwischen Innen und Außen. Das bringt Leben in die Bude, und damit Entwicklung, Individuation, Evolution, wie ich immer ich es auch nennen mag. Mir unterdrückte Impulse anzuschauen die im Verborgenen liegen, wirft Licht auf's Verborgene. Es setzt einen Prozess in Gang in dessen Verlauf das nicht offensichtliche Eigenleben dieser unterdrückten Impulse beleuchtet wird, und sie dadurch ihre Macht über mich verlieren. Stattdessen werden die ehemals verborgenen Impulse zum zusätzlichen kreativen Potential, dessen Einsatz ich steuern lernen kann. Aus Georg 1.0 wird Georg 2.0, dann Georg 2.1, dann... Das Aufweichen der Trennlinie kann ich physiologisch begünstigen, durch Atemübungen. Atem ist Leben, ist Bewegung. Ein tiefer Atemzug bewegt im gesunden Menschen jedes Gewebe, und damit jede einzelne Zelle. Die Abwesenheit von Bewegung - Starre - ist Tod. Teilweise Starre ist teilweises Leben. Atmen setzt nicht nur physiologische Bewegung in Gang, sie hält unser Energiefeld in Bewegung, und damit Gedanken und Emotionen, und... Sobald die Atmung wegfällt, hört alle Bewegung auf. Im Tagesbetrieb, insbesonder wenn wir um's Überleben ringen oder gar kämpfen müssen, atmen wir viel schneller ein als aus. Das sorgt dafür dass unser sympathisches Nervensystem über das parasympathische dominiert. Es ist die optimale physiologische Voreinstellung für den Überlebenskampf - besonders gut geht hau' d'rauf oder hau' ab. Wenn wir ruhen wollen/sollen ist das nur möglich wenn die sympathische Dominanz aufhört, und statt dessen das parasympathische Nervensystem die physiologische Voreinstellung für Ruhen erschafft. Wir wechseln so hin und her zwischen Ruhe/Schlaf/Nacht und Aktivität/Arbeit/Tag. Wenn das nicht ausgewogen ist bekommen wir entweder "Faulitis" oder Burn-out. Tiere machen das anders. Sie kennen noch einen dritte Alternative zwischen sympathischer und parasympathischer Dominanz, die Schnittstelle oder die Schwelle des Übergangs von dem einen nervlich voreingestellten Betriebsmudou in den gegnteiligen anderen. Wenn es tagsüber nichts zu tun gibt, dann bleiben sie auf dieser Schwelle stehen und können je nach Situation sofort entsprechend reagieren, drauf hauen, ab hauen, oder weiter auf der Schwelle bleiben bis äußere Umstände oder innere Impulse (Hunger, Langeweile,...) eine Veränderung nahe legen. Wenn weder Anspannung noch Entspannung nötig sind verbleiben sie in einer WOHLSPANNUNG auf der Schwelle. Das Konzept der Wohlspannung als dritte physiologische Voreinstellung fehlt in unserem Kulturkreis. Ich vermute dass wir es spätestens im Laufe der industriellen Revolution abgestreift haben. Denn unbekannt ist es nicht. Sowohl im indischen als auch chinesischen Kulturkreis wird es im Yoga und Tai Chi (Chi Gong) kultiviert, allerdings ohne es direkt zu benennen oder herauszuheben. Es ist eher etwas Selbstverständliches (geblieben). Die Wiederentdeckung der Wohlspannung bei uns hat begonnen. Die entsprechenden wissenschaftlichen Konzepte heißen Herzkohärenz und Polyvagal-Theorie (Nervus vagus ist ein anderer Name für Nervus parasympathikus). mehr zu Kohärenz und Polyvagal-Theorie Warum es weh tut & was weh tut die andere Wange hinhalten Emotionale Schmerzen sind schwerer zu ertragen als körperliche. Deswegen betäuben wir unsere Emotionen mit Alkohol und anderen Drogen, ersticken sie mit Überaktivität und Aufmerksamkeitsentzug (ignorieren, ablenken). Sie sind auch der Motor hinter meinem Helfersyndrom. Es ist einfacher mich mit den Problemen/Schmerzen anderer Leute zu beschäftigen als mit meinen eigenen. Emotionen sind es auch die den Schaffensdrang in den feinen Künsten befeuern, sei es Musik, Poesie, Malerei, Bildhauerei... Schon die Aussicht auf mögliche emotionale Schmerzen treibt uns in die skurilsten Verbeugemaßnahmen. Ausweichstrategien sind da nur der Anfang. Ich komme später nach Hause, gehe an freien Tagen möglichst früh Angeln (Fische schweigen)... Die Wahrheit, ihre Vermeidung ist langfristig nicht möglich, und Hinausschieben verschärft oft die fällige Auseinandersetzung. Kurzfristige Problemschrumpfungen ist zwar möglich, denn nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wurde, und unwichtige Kleinigkeiten verschwinden wenn ich erst mal eine Nacht drüber schlafe. Doch irgendwann muss ich essen, und hinter den unwichtige Kleinigkeiten verborgen befindet sich der dicke Hund. Wenn Ausweichstrategien zur Gewohnheit werden, hab' ich ein Muster erschaffen. Die zugehörigen Gefühle zu unterdrücken kostet Lebenskraft die woanders abgezwackt werden muss. Irgendwann fliegt der Deckel hoch, die Trennlinie zwischen unbewusst und bewusst wird durchbrochen, und im günstigen Fall wird der Georg dann Autohändler und kauft ein Haus, oder er geht 14 Jahre ins Ausland und spricht kein Deutsch. In schlimmeren Fällen hat er einen Unfall und jemand kommt zu Schaden. Im schlimmsten Fall würde er in irgendeinen Krieg ziehen. Auf dem Foto oben könnte statt Therapeut auch Diktator stehen, und statt Licharbeiter Schwarzmagier. Nehmen wir einmal an, ich bleibe dem Wohl aller treu, wieso tut es weh? Und warum? Wenn es um Gefühle geht, dann ist die Wirklichkeit dass ich sie nicht alleine haben kann. Gefühle sind ein WIR-Geschehen. Oh ja, ich kann bereits erlebte Gefühle immer wieder aufwärmen, und ich kann vor bereits erlebten Gefühlen Angst haben (sie dadurch ständig aufwärmen). Beides hat mit dem Jetzt nichts mehr zu tun. Es sind bereits gelegte Eier, und frische Gefühle entstehen nur in der Gegenwart und unter freundlicher oder unfreundlicher Mitwirkung von anderen. Mein wissenschaftlich nicht anerkannter Gefühlskörper hat einen Radius von etwa 8 Metern, mit mir im Zentrum. Je näher man mir kommt desto mehr beeinflussen meine Gefühle den/die Näherkommende/n, und umgekehrt. Wenn wir zusammenkommen, dann vermischen sich die Gefühlkörper zu einem Gefühls-Kuddelmuddel. Ich bin nicht mehr der Selbe solange die anderen sich innerhalb der 8 Meter aufhalten. Und wenn sie gehen, dann haben sie etwas von mir aus der Gefühlssuppe mitgenommen und etwas von sich selbst da gelassen. Wer bin ich also? Um mich selber kennen zu lernen - ohne das unvermeidbare Gefühlskuddelmuddel des menschlichen Zusammenseins - gibt es zwei Möglichkeiten: Die harte Nummer: Ich gehe 40 Tage in die Wüste, allein. Das ist die Herangehensweise der Indianer und anderer Naturvölker die mit Mutter Erde noch verbunden sind, als Teil ihrer Initiationsriten in das Erwachsenenleben. Oft mit Fasten verbunden, manchmal mit psychodelischen Substanzen, bleibt der Initiant in vollkommener Isolation von anderen Menschen (nicht von der Natur), solange bis er eine Geistesvision hat, eine Ausrichtung für's zukünftige Leben. Schamanen und andere Führungspersönlichkeiten machen das freiwillig immer wieder, um ihre Vision zu erneuern, um up-to-date zu bleiben. Die Weichspülvariante: Ich brechen alle meine Zelte und Beziehungen ab, gehe irgendwohin wo mich niemand kennt und fange neu an. Das mache ich immer wieder, lerne mich so in grundverschiedenen Situationen kennen, mit immer neuen Personen. Das Gefühslkuddelmuddel ist dann zwar nie weg, aber am Anfang relativ klein - ich bin in der Fremde ja erstmal isoliert - und dann ist es jedesmal ganz anders. So lerne ich mich Scheibchenweise kennen, jedoch nie in der Klarheit von 40 Tagen Wüste. Isolation von Mitmenschen ist sehr ernüchternd, falls es mir gelingt ehrliche zu mir selber zu werden: Alles was in meinem Kopf und Bauch, in der Vermischung meiner Gedanken & Gefühle vorgeht bin ich (in der Wüste NUR ich). Niemand anders kann schuld sein oder die Lorbeeren dafür einheimsen. Daran kann ich zerbrechen oder wachsen. Angenommen ich wachse und komme zurück in die Gemeinschaft, dann habe ich jetzt eine Art Kompass der mich im nach wie vor unvermeidbaren Gefühlskuddelmuddel zu mir bringen kann. Mit anderen Worten, allmählich bekomme ich ein Gefühl dafür wie und was mein Beitrag zur jeweils gegenwärtigen Gefühlssuppe ist. Und dann merke ich: vieles ist mir zwar nicht fremd, aber ich bin es nicht! Oder besser gesagt ich bin es nur in Gegenwart von bestimmten Personen. Mal bin ich so, und mal bin ich so, je nach dem wer gerade anwesend ist. Und doch gibt es eine Schnittmenge, meinen annähernd konstanten Beitrag zu den verschiedenen Suppen. Ich lerne mir ein original-Stück Georg in jedem Gefühlskuddelmuddel zu bewahren. Und die anderen lernen das auch. Sie merken dass ein kleines aber feines Stück Georg, nicht der ganze Kerl, in jedem Gefühlskuddelmuddel stabil bleibt, obwohl der große Rest vom Georg wie bei allen anderen auch in der Situation mehr oder weniger aufgeht. Das kommt bei vielen gut an und bei manchen nicht. Denn den Georg Manipulieren ist jetzt schwierig. Und wie geht's damit dem Georg? Na ja, auf der Sonnenseite prima, wenn da nicht die Schatten wären. Davon gibt fast noch ganau so viele wie vorher, aber niemand mehr dem der Georg dafür die Verantwortung in die Schuhe schieben könnte. Die Sündenböcke sind ausgegangen, und der Georg gibt sich selber die Schuld. Das tut weh. Der Teufel sitzt nicht mehr im Detail oder im Gegenüber, sondern im Georg. Irgendwann hat der Georg dann aufgehört einen Schuldigen zu suchen, auch aus reinem Selbsterhaltungstrieb. Dann hat er gemerkt wie die Gefühle von anderen ihn kratzen, gefühlt ins Gesicht schlagen, auf die eine Wange hauen. Beide gängigen Erklärungsmodelle für die resultierenden Schmerzen, die "bösen anderen" und der "blöde Georg", halten nicht mehr dicht. Die Wange tut weh, nicht weil jemand anders d'rauf haut, sondern weil es eine meiner dunklen Stellen ist. Und solange ich diese meine dunkle Stelle nicht ans Licht hole, werden sich immer zahllose Menschen finden die ohne eigenen Anstrengung mit traumwandlerischer Sicherheit diesen Knopf in mir drücken. Dafür sollte ich mich bedanken, und im christlichen Gedankengut gesprochen die andere Wange hinhalten. Auf das solange liebevoll d'rauf gehauen werde, bis ich +mich dazu entschließe Licht an diese meine dunkle Stelle zu bringen und damit den Knopf zu beseitigen, den so viele andere ohne oder mit böser Absicht drücken können. Wenn er nicht mehr da ist... Meine Schwächen sind meine Stärken Ganz pauschal gesehen ist ide Grundlage psychologischer Entgleisungen entweder Minderwertigkeits-Komplexe oder Größenwahn. Bei mir war es schon immer ein "und". Den einen Tag regnet's mir in die Nase und am nächsten kann ich mit Stelzen unter'm Teppich laufen. Ich habe den begründeten Verdacht dass das menschlich ist, und dass es erst bedenklich wird wenn sich jemand nicht mehr anzweifelt oder nur noch anzweifelt. Unbegrenzter Größenwahn betrifft offensichtlich viele (Hitler, Stalin, Mao...). Unbegrenzte Minderwertigkeitskomplexe vielleicht genauso viele, aber eben nicht offensichtlich, eher leise (moderne Formen der Sklaverei). Polare Alltagsvarianten davon sind Täter/Opfer, Schäfer/Schafe... Humorvoll auf den Punkt gebracht ist diese Dualität in der TV-Serie "Mord mit Aussicht", wo die Chefin ihren Untergebenen Herrn Schäfer jedesmal mit "Scheffer" (Steigerung von Chef) anspricht wenn er "Chef" zu ihr sagt. Solange die Gegensätze sich wie hier hin-und-her bewegen dürfen, ist alles mehr oder weniger im Lot. Immer wenn ich anfange mich auf ein Extrem zu begrenzen, mich mit ihm zu identifizieren, wird's gefährlich extrem, und dann extrem gefährlich. Schafe und Schäfer (~30min Video) Neutrale Emotionalität braucht es, um sich nicht von äußerlichen Unterschieden täuschen zu lassen, und Dinge klar sehen zu können wie sie sind, z.B: Stalin war soweit links, dass er rechts wieder 'rauskam Der Unterschied zwischen Linksextremen und Rechsextremen ist, dass die Linken erst diskutieren wollen bevor sie d'rauf hauen (Hannes Wader in den 1970igern) Emotionale Neutralität mag uns in die Wiege gelegt worden sein, sobald ich jedoch die Wiege verlasse wird sie mir aberzogen, zum großen Teil wissentlich und systematisch, damit ich ein funktionierendes Rad in der Gesellschaft werden kann. Auf meinem Weg in die Familie (Blut ist dicker als Wasser) und durch die Erziehunginstitutionen eigne ich mir eine ganze Reihe emotionaler Voreinstellungen an, vor allem auch weil ich dazu gehören will. Geo-Sentimente: Ich bin ein Würzbacher, Schwabe, Deutscher, Europäer... Sozio-Sentimente: Ich bin ein Weißer, Christ, Selbstständiger, Familienmensch... Diese emotionalen Voreinstellung haben mit Trennung zu tun, im schlimmsten Fall zwischen MIR und allen anderen (ich bin der Größte), sonst zwischen einem wie auch immer geartetem WIR (Familie, Clan, Stamm, Peergroup, Verein, Partei, Nation, Religion, Ideologie...) und allen anderen. Wenn's dann schwierig wird sind immer die anderen schuld. Das ist normal in unserer Gesellschaft, und wir Kaukasier treiben unser Erfolgsmodell mit vielen Spielformen des Wettbewerbs (Imperialismus, freie Marktwirtschaft, Sport, Schein-Demokratie) seit Hunderten von Jahren immer weiter auf die Spitze, so dass es andere Kulturkreise (Afrika, prä-Columbus-Amerika, Asien, prä-Cook-Australien) aus purem Überlebenszwang nachmachen. Und sie werden immer besser. Auch hier greift das dynamische auf-und-ab von Yin und Yang. Die ersten werden die letzen sein (irgendwann) und umgekehrt. So ist dann jeder mal dran, trotz oder wegen aller Geo- und Sozio-Sentimente. Gibt es auch noch andere Sentimente, und wie welche Voreinstellung wären dafür nötig? 2017 half als Voluntär im Rahmen der Flüchtlichgshilfe bei einem Wohnprojekt (Welcommon) aus. Immer wieder fragte ich ob das was ich tue irgend jemandem wirklich hilft. In einem religiösen Film ist das die Stelle wo sich der Hauptdarsteller Hände ringend gen Himmel wendet und aus der Tiefe seines Herzens fordert: "Gib mir ein Zeichen! Gib mir ein Zeichen!" Eines schönen Tages, an einem Tag wie jeder andere, hörte ich im WELCOMMON das nicht aufhörende und nicht schwächer werdende herzzerreißende Geschrei eines Kindes. Es schrie wie am Spieß, unaufhörlich, Minute über Minute. Ich war im Computer Raum, hatte gerade wenig zu tun und ging nach unten in die Lobby, zur Quelle des Schreiens. Die Anwesenden standen ratlos da. Es ist so eine Sache mit dem Einmischen. Wenn jemand anders bereits etwas tut, mische ich mich nicht ein. Hier tat niemand etwas. Ein etwa 6-jähriger Junge lag auf dem Boden. Er schlug und trat laut schreiend mit aller Macht um sich. Ich hob ihn auf. Weil er unvermindert um sich zu schlagen und treten suchte, umschlang ich ihn fest mit meinen Armen und drückte ihn an mich. Er beruhigte sich kein bisschen, seine Anstrengungen ließen nicht nach und er schrie genauso weiter. Seine beiden Brüder, etwa 13 und 4, standen daneben und ich deutete nach einer Weile mit dem Kopf zum Fahrstuhl. Der ältere öffnete die Tür und wir gingen hinein. Nichts änderte sich und wir fuhren die vier Stockwerke langsam nach oben wo das Zimmer der Familie war. Ganz allmählich ließ die Spannung in dem Jungen ein bisschen nach. Als wir an der Tür ankamen dauerte es ein Zeit bis sie geöffnet wurde. Der Junge schrie immer noch und wand sich in meiner Umarmung. Ich hielt in weiter bis der Vater an die Tür kam und sagte dann, wohl wissend dass er mich nicht verstehen würde: "It's o.k., everything o.k.! No need to beat him! Don't beat him!" Ich ließ den Jungen ganz langsam runter. Er hatte aufgehört zu schreien und sich gegen etwas zu wehren was keiner von uns sehen konnte. Der Vater gab ihm eine Ohrfeige und ich ging schnell, denn der Junge hätte sonst mehr Ohrfeigen bekommen. Ein paar Tage später war wieder ein großes Geschrei in der Lobby. Diesmal zwischen Erwachsenen, nicht so herzzerreißend aber ebenso laut und andauernd. Einem war ein Unrecht geschehen und er wollte sich nicht beruhigen lassen, fing immer wieder an. Der ältere Bruder des Jungen war da. Er ging auf den Schreienden zu und redete beruhigend auf ihn ein, zog den Erwachsene an dessen Armen so lange herunter bis der nachgab. Er umarmte ihn dann anhaltend. Ich hatte mein Zeichen bekommen. Es ist ganz offensichtlich so, dass wir Menschen nachzumachen trachten wenn wir etwas vergeführt bekommen dessen Ergebnis als erfolgreich einstufen, insbesondere wenn ich diesen Erfolg nicht erwartet hätte, davon überrascht bin. Das beeindruckt mich, ich möchte es auch können, unabhängig von Kultur, Sprache, Nationalität und dergleichen. Es färbt ab, oft in geheimnisvoller Weise, vielleicht unbemerkt, und allen Geo- und Sozio-Sentiments zum Trotz. Wohlwollen Wie oft haben meine guten Absichten Ergebnisse gewirkt die ich als Schaden einstufen musste. Und wie oft haben spontane Handlungen ohne große Absichten (siehe oben) Großartiges ausgelöst? Ich kann zwar dafür sorgen das meine Absichte "gut" bleiben, das Wohl Aller anstreben, doch was dabei 'rauskommt entzieht sich meiner Kontrolle. Da heißt es trotz "schlechter" Ergebnisse standhaft bleiben und das Wohl Aller nicht aus den Augen zu verlieren. Und es heißt auch "gute" Ergebnisse nicht 100%ig auf meine eigenen Fahne zu schreiben. Ich habe zwar mitgewirkt, aber ich war's nicht allein. Die Ehre gebührt dem Dirigenten aller Mitwirkenden - der schöpferischen Kraft des Universums. Um es frei nach Kalil Gilbran zu sagen: Liebe ist jeden Menschen so zu sehen wie die schöpferische Kraft des Universums ihn/sie gemeint hat. Wir Mitwirkenden haben alle etwas gemeinsam, ein Funken der schöpferischen Kraft des Universums ist in jedem von uns. Wer mal auf der anderen Seite der Drehtür war braucht von dieser Wahrheit nicht mehr überzeugt werden. Obwohl, wie in meinem Fall, es kann einige Jahrzehnte dauern, bis ich/man/Frau mir/sich das eingestehe/t. Auch hier funktioniert das unter-den-Teppich-kehren nur übergangsweise. Liebesgeschichten