Von meiner Bruderschaft abgenabelt krempelte sich mein Leben wiedel einmal komplett um. Weg war die Sicherheit des gemeinschaftlichen Regelgefüges, das es mir ermöglicht hatte über richtig-falsch nicht nachdenken zu müssen. Weg war aber auch die unangenehme Seite davon, der Fraktionszwang. Ich hatte wieder (m)ein eigenenes Gewissen, mit allen Vor- und Nachteilen.
Die ersten Monate ließen keinen Raum für solche Feinheiten, ich war mit 200 DM in Deutschland angekommen und vollständig damit beschäftigt mir eine Existenz aufzubauen, mit mehr als freundlicher und überlebensnotwendiger Starthilfe meiner Schwester und ihres Mannes, meiner seligen Tante sowie einer Freundschaft von früher. Danke an alle.
Soziale Beziehungen waren sonst eher sparsam. Ich tastete mich erstmal vorsichtig durch die 14-Jahre-Lücke meiner Abwesenheit. Dieses up-date habe ich nur scheibchenweise verkraftet, mit ständigem re-booten zwischen den up-date-Scheibchen, und das dauert eben. Auch danach war ich auf den ersten Blick leicht erkennbar "alternativ", sozusagen nicht normal und Bekanntschafts-Interessenten/innen kamen eher aus der Esoszene. Ich war aber nicht esoterisch.
Ein Beispiel für das was ich meine: Bei der Jobsuche versuchte ich auf das zurückzugreifen womit ich mich auskenne - Yoga. Auf eine Anzeige "Yogalehrer gesucht" hin wurde ich vorstellig. Die vorrangige Frage war mein Outfit - ich wäre ja knackig, müsse das aber mit thematisch passender Kleidung auch zeigen. Angedacht war eine Ganzkörper-Kondom - wie ich es aus meinem Blinkwinkel bezeichnete - weil die Mehrzahl der Teilnehmer Damen mittleren Alters waren. Bei der Volkshochschule fragten sie mich nach einem Zertifikat. Yoga selbst, war gar nicht gefragt. Meine ersten Jobs hatten dann auch absolut gar nichts mit Yoga zu tun.
Meine Schatten
In dieser Zeit sanierte ich meine Zähne und machte eine Schwermetall Ausleitung. So eine Ausleitung ist anstrengend für den Körper und insbesondere für das emotionale Gleichgewicht. Diese Anstrengung hat man mir angesehen. Ich trug noch die Barttracht aus meiner Yogazeit, und wenn ich mit meinen 189cm und schlechter Laune durch die Straßen lief, dann wechselten so viele Leute zur anderen Straßenseite, dass es mir irgendwann auffiel. Ich fragte meine Schwester, ob es sein könne dass ich wildfremde Menschen auf den ersten Blick so bedrohlich wirke. Sie versuchte das sehr schonend zu bejahen.
Wenn so tiefliegender physischer Schmutz wie Schwermetalle aus den Nervenzellen mobilisiert wird, dann kommt es zu paralleler Mobilisierung von emotionalem und mentalem Schmutz. Wie ein während der Kernsanierung von einem Ring aus Bauschutt und einer Wolke aus Staub umgeben ist, so war auch mit einem Ring aus Entgiftungsschutt und Emotionsstaub umgeben, den die Menschen zwar nicht sehen aber spüren konnten. Dass sie dann einen Bogen um mich gemacht haben ist so normal wie einen Bogen um eine laufende Haussanierung zu machen.
Unter anderem begann ich mehr auf mein Äußeres zu achten. Das hilft. Regen und Wind vertreiben ja auch eine Baustaubwolke. Im übertragenen Sinn machte ich die Baustelle umweltfreundlicher, indem ich meinen Mental- und Gefühlsmüll fachgerechter entsorgte anstatt ihn einfach in die Umwelt zu entlassen. Ich begann gezielt Methoden zu suchen, die mein emotionales Gleichgewicht unter den wiedrigen Umständen aufrecht erhalten zu können. Versuch und Irrtum, Versuch und Irrtum - die bei mir erfolgreichen habe ich mir dann weiter vertieft: Obertonsingen, Didgeridoo, Atemübungen.
Ich begann auch mich von den Vorgaben der Entgiftungsprotokolle zu lösen, denen ich folgte. Ein Protokoll ist wie eine Packungsbeilage. Sie kann keine spezifischen Informationen für mich enthalten, sondern nur die statistischen Rahmenbedingungen für alle spiegeln. Es ist wie eine Behördenformular, das erst individuell relevant wird wenn ich meine persönlichen Daten eigetragen und es unterschrieben habe.
Wie dem auch sei, statt Protokolle buchstabengetreu umsetzen zu wollen, begann ich im Rahmen der Protokolle zu experimentieren und die Empfehlungen so auf mich abzustimmen. Um was zu merken habe ich es erstmal auf die Spitze getrieben - bis ich was merkte. Ohne diese Unterschiedsbildung fische ich nur im Trüben, ohne je zu wissen ob es mir wirklich hilft oder nicht. Danach, nach der Unterschiedsbildung, habe ich es entweder verworfen weil es nichts bringt, oder falls es was bringt auf's im Dauerbetrieb Erträgliche heruntergefahren. Dadurch kann ich es so umsetzen dass ich die Rückmeldungen von meinem physischen, meinem emotionalen und mentalen mentalen Körper noch mitbekomme ohne das es meinen Tagesablauf zerstört. Ich sitze ja schließlich am Gaspedal, und kann bremsen wenn ich ins Schleudern komme, oder Gas geben wenn es mir langweilig wird.
Für alle die mehr Info dazu haben wollen, fahren will gelernt werden.
Über meine Schatten springen
Über meine Erlebnisse während der 14 Jahre Abwesenheit konnte ich mit niemandem wirklich reden, keiner verstand es. Keiner konnte es verstehen, dann ich redete ja ausschließlich von Dingen die auf den ersten Blick dem deutschen Alltag vollkommen fremd sind. Irgendwann habe ich das verstanden. Es ging mir wie jedem Kriegsveteranen. Mein eigener Vater war 7 Jahre im Krieg und dann 7 Jahre in russischer Gefangenschaft, insgesamt 14 Jahre in der Fremde (so ein Zufall). Ich hatte von ihm nie ein einziges Wort über diesen Zeitraum erfahren können. Er konnte nur mit Kriegskameraden darüber sprechen, und auch das nur wenn niemand anders dabei war.
Wenn ich etwas erlebt habe was den Alltag meines Gegenübers nicht berührt, dann liegt es an mir es so zu erzählen dass es für mein Gegenüber interessant wird. Mein Zuhörer kann gar keinen Bezug zu dem haben was ich sage, denn es ist außerhalb ihres/seines Erfahrungsbereichs. Ohne Bezug ist es Sterbenslangweilig, das geht mir umgekehrt genauso. Und Bezug ist nur möglich wenn er/sie vom Gesagten berührt wird, wenn sie/er es mit ihrem eigenen Alltagsleben in Verbindung bringen kann. Mein Gegenüber kann das so wenig leisten wie ein Vorschulkind lesen kann. Jemand müsste erst sein Interesse wecken, und dann das Lesen beibringen.
Ich nahm es als meine Aufgabe an dieses Kommunikationsproblem in mir zu lösen, und damit unser Familienmuster (im Sinne Hellingers) zu erlösen. Damit bin ich heute noch beschäftigt.
Leberzauber - Babas Starthilfe
Etwa 1990 hatte ich durch Selbstbeobachtung und einen ärztlichen Hinweis herausgefunden dass ich eine Insulin-Insuffizienz (Diabetes Typ-2) habe. Es ist genug Insulin da, aber der Körper kann es nicht nutzen. Ich war zu der Zeit in Singapore und die traditionelle Medizin in dortigen Kulturkreisen, Ayurveda und TCM, verstehen das als ein Leberproblem. Babas in Englische übersetztes Buch "Yoagic Health and Natural Remedies" (über die Organisation "Ananada Marga" erhältlich) enthält Information zu Stärkung der Leber mit Bitterkräutern. Daraus entwickelte sein Ziehsohn ein Rezept mit dem Namen "Liver Paste", zu Deutsch Leberpaste. Diese Leber-Paste spielte eine große Rolle in meiner Genesung.
Als ich wieder nach Deutschland kam suchte ich nach vergleichbaren Bitterstoffen ohne fündig zu werden. Mehrere vorsichtige email Anfragen bei der Organisation blieben unbeantwortet. Letztendlich beschloß ich mir die Zutaten zu besorgen und die Paste selber herzustellen. Meine Gäste durften oder mussten sie probieren, und bald mehrten sich die Anfragen für Nachschub. Das war der Start von gesund-im-net.de und meiner beruflichen Selbstständigkeit. Ich taufte die Paste auf "Leberzauber" um, und sie ist bis heute das Flagschiff und finanzielle Powerhouse von gesund-im-net.de.
Weitere Kontaktversuche, ich wollte aus Dankbarkeit meine Existenzgrundlage mit ihrer Herkunftsquelle teilen, blieben ebenfalls erfolglos, und ich fürchte dass dieses Rezept auch innerhalb der Organisation lediglich in Indiens genutzt wird.
Avokoko - beide Seiten der Münze
Wie kann ich über das reden was mir wichtig ist, ohne den anderen entweder überfordert zu verlieren, oder ihr/ihm nur das zu erzählen was ihr/ihm selbst wichtig ist. Schwarz-weiß gesehen hatte ich von Kommunikation bisher die Vorstellung gehabt, dass ich entweder höflich und mit möglichst viel Aufmerksamkeit und Aufnahmebereitschaft zuhöre, oder mein Gegenüber das tut - entweder/oder eben. Das geht besonders gut wenn beide gern Fußball spielen oder Yoga machen. Für alle anderen Fälle war ich auf Grund meiner Biographie schlecht vorbereitet: ich hatte entweder nur das gemacht was ich wollte, oder nur das was jemand anders wollte. Jetzt ging es ums UND.
Auf der Suche nach Gemeinsamkeiten trotz offensichtlicher Unterschiede, wie Frau/Mann entdeckte ich ein Muster, wie vor mit unzählige Menschen, das sich am leichtesten mit einem Bild beschreiben lässt. Eine reife Avokado ist außen weich und innen hart (Frau), und bei der reifen Kokosnuss ist es umgekehrt. Sie ist außen hart und innen weich (Mann). Für mich als Mann bedeutet Entwicklung meine verborgene weiche Seite, meinen Schatten, nach Außen zu bringen, damit die Unterschiede zwischen Innen und Außen kleiner werden. Im Volksmund nennt sich das Reifung, in der Therapie Individuation, Intergration, Schattentherapie..., spirituell gesehen ist es das ganz oder heil werden.
Es begrenzt sich nicht auf den Gegensatz Frau / Mann. Der ist nur das Paradebeispiel ausgehend von der einfachen Dualität pulsierender Rahmenbedingungen wie Tag/Nacht und Ebbe/Flut. Über Ein-/Ausatmen und Pulsschlag und die Wechselwirkungen vieler Polaritäten erzeugt es eine komplizierte Verschachtelungen unserer Gefühle und Gedanken. Alles hier auf der Erde pulst, schwingt zwischen Extremen hin und her.
Bis 40 war ich damit beschäftigt diese Extreme auszuloten, auszureizen, zu sehen wie weit ich gehen kann ohne darin umzukommen. Ab jetzt würde ich versuchen die Wogen zu glätten, den Ausgleich anzustreben, sehr im Bild des Surfers der das Gleichgewicht haltend sich von der Welle an den Strand tragen lässt. Elegant, oder?
Wann genau mir diese Glühbirne aufgegangen ist, weiß ich nicht mehr. Es lässt sich nicht an einem einzelnen Punkt in der Zeit fest machen, ist ein Prozess in dem viele kleine Teile rätselhaft miteinander vernetzt sind. Erst wenn das jeweils letzte relevante Teilchen an seinen Platz rutscht, ergibt sich ein plötzlich klares (Teil-)Gesamtbild - die nächste Praline aus der Schachtel. Mir geht ein Licht auf - und das bleibt.
Brigitte
Oktober 2003 ist ein Datum welches auf alles weitere in meinem Leben einen großen Einfluss hat und sich wie ein roter aber unsichtbarer Faden durch meine ganze Geschichte zieht. Niemand kann ihn sehen, außer mir, und trotzdem ist er da. Wie dem auch sei, im Okt-2003 traf ich zum ersten mal Brigitte. Was ich erwartet habe weiß ich nicht mehr. Was ich erhofft hatte war eine Art weiblicher Guru, die mir sagen würde wo es für mich lang geht. Was ich bekommen habe ist persönlicher Kontakt mit jemandem die auf dem Weg zu Gott im eigenen Innern die Nase sehr, sehr weit vorn hat, und die Rolle eines Mittelsmannes konsequent ablehnt:
Du kannst zwar noch nicht was ich kann, aber du kannst es lernen! Und wenn du das willst unterstütze ich dich dabei, egal wie lange es dauert.
Wie die meisten bin ich damit aufgewachsen für vieles nicht zuständig zu sein. Bei körperlichen Problemen soll ich zum Arzt gehen, bei geistigen zum Psychologen, bei religiösen zum Pfarrer, bei rechtlichen zum Anwalt, bei politischen zu einer Partei, ... die machen das für mich. Brigitte hat nichts für mich gemacht. Und doch hat sie genau das was ich auch liebend gern hätte - den direkten Draht zur schöpferischen Quelle, zu Gott, mit niemand dazwischen.
Du hast ihn auch, den direkten Draht!
, sagt sie, Du hast das bloß vergessen. Und weil er nicht genutzt wird ist er eingestaubt, und du kannst ihn nicht sehen. Wische ordentlich Staub, dann kommt er schon zum Vorschein. Dann kannst du ihn nutzen. Sonst staubt er wieder ein.
Jedesmal wenn ich Brigitte begegne, fragt sie auf die eine oder andere Weise wie es meinem direkten Draht geht: Ob und falls ja, wie sehr er noch eingestaubt ist, wie oft ich ihn nutze. Das sind die Momente der Wahrheit. Ich kann Brigitte nicht belügen, denn das andere Ende von Brigittes direktem Draht hört mit. Deswegen kann/darf/muss auch ich mithören wenn ich die Wahrheit spreche. Was ich in diesen Momenten sage kann ich nicht mehr ungesagt machen, kann es nicht mehr vergessen. Meine Wahrheit ist ans Licht gekommen und wird dort bleiben. Danke schöpferische Quelle und danke Brigitte (sie besteht auf diese Reihenfolge).
Wie das funktioniert? Ich glaube dass es so funktioniert wie ursprünglich die Beichte funktionieren sollte. Wenn jemand einen direkten Draht zu Gott hat und ich mich entscheide vor dieser Person laut die Wahrheit zu sagen (soweit ich das kann), dann hört es auch Gott in mir. Mein direkter Draht geht in diesem Moment auf, ich bin verbunden, jedenfalls vorübergehend. Es geht nicht um Vergebung meiner Sünden, es geht nicht mal um meine Sünden. Es geht darum mich immer wieder mit der schöpferischen Quelle in mir zu verbinden. Je kräftiger diese Verbindung wird desto weniger ist es mit möglich mich selber zu belügen. Je weniger ich mich selber belüge desto kräftiger wird meine Verbindung - ein Engelskreis (das Gegenteil vom einem Teufelskreis). Und irgendwann wird es Gewohnheit werden, aus der gelegentlichen Verbindung wird eine bleibende werden.
Mit der unermüdlichen Unterstützung von Brigitte bin ich unterwegs im schrittweisen Prozess der re-Aktivierung meiner Verbindung zur schöpferischen Quelle in mir. Das ist der rote Faden der sich durch die ganze Geschichte zieht und den niemand außer mir sehen kann. Doch jetzt wissen sie dass er da ist.
Obertöne
Infiziert vom Obertonvirus wurde ich durch die Gesänge buddhistische Gelbmützen Mönche im Kathmandu. Ich war damal etwa 30 Jahre alt und ein paar Tage vor Ort. Das Kloster lag wenige Fußminuten entfernt und ich konnte die Gesänge hören. Am nächsten Morgen war ich pünktlich dort. Die Gebetshalle hatte von außen Fensternischen groß genug um sich im Schneidersitz hineinzusetzten. Von dort habe ich (un)heimlich mitgesungen, jeden morgen so lange ich in Kathmandu war.
Geweckt worden war mein Interesse in San Francisco, als mich jemand zu einem Service von Nichiren-Shōshū mitgenommen hatte. Mehrere hundert Menschen sangen über viele Minuten immer wieder das Mantra Nam Myoho Renge Kyo" (wikipedia), und ich war bleibend beeindruckt. Nicht von dem drum herum, die Leute chanteten 5min für die kranke Großmutter, dann 3min für eine neues Auto, usw. Auf jeden Fall habe ich zuhause immer wieder geübt ohne damit um ein neues Auto zu bitten.
Mit meinen Mönchsbrüdern konnte man über sowas nicht reden und schon gar nicht ausprobieren. Alle von außen kommenden potentiellen Einflüsse auf die festgelegten rituellen Abläufe waren tabu. Das ist wohl überall so. Ich wollte ja damit gar keine Abläufe ändern, nur das Singen schöner machen. Das tat ich dann auch, allein und heimlich, und alle waren mit dem Effekt zufrieden. Bei jeder Gelegenheit bildete ich mich (heimlich) weiter. Die Musik der Welt ist voll von Obertönen, und verschiedene Kulturen nutzen verschiedene Techniken - Jodeln, Gesänge nordamerkikanischer Indianer, Joiken der Samen, Ketjak in Indonesien, Tuva Kehlkopfgesang...
Jetzt in Deutschland konnte ich machen was und wann immer ich es wollte. Ich experimentierte und forschte nach Herzenslust, was schließlich in einer Lern-CD mündete. Ich schaffte mir eine Klangliege an und fing an Digeridoo zu spielen und ging vermutlich vielen Leuten damit auf die Nerven. Andere waren begeistert. Ich selbst war hauptsächlich an den inneren Effekten interessiert. Mit Obertönen kann man jedes beliebige Körpergewebe stimulieren und ansteuern. Dabei war und ist es mir relativ egal wie sich das für andere anhört, Hauptsache es fühlt sich stimmig an.
Klang nehmen wir nicht nur über die Ohren war, auch der Tastsinn ist beteiligt, genauer gesagt unsere Bewegungsempfindung (Kinästhetik). Wer's nicht glaubt soll sich einfach mal vor den Basslautsprecher stellen. Auf jeden Fall reicht mir Obertonsingen immer wieder die eine oder andere Praline an.
Atmen & Kohärenz
Dass Atmung direkt mit dem Herzrhythmus zu tun hat, und die beiden über die Steuerung des Vagus/Sympathikus-Systems zusammen sämtliche Organsysteme synchronisieren, ist mittlerweise wissenschaftliche teilerforscht. Mittels Begriffen wie Herzkohärenz, kohärentes Atmen, Polyvagaltheorie,.. , kann man sich im Internet schlau machen, auch hier. Solange habe ich allerdings nicht gewartet, denn sowohl Yoga als auch Tai Chi und unzählige andere traditionelle Bewegungen auf der Erde beschäftigen sich seit Jahrtausenden damit.
Singen hängt mit Atmen zusammen und auch im Yoga spielt Atmung eine große Rolle. Neben den bekannten Asanas gibt es die weniger bekannten Mudras, Bandhas und Vedhas, oft als Teil von Atemtechniken. Hier geht es darum die physische Oberfläche der gestreiften Muskulatur zu verlassen und tiefer gelegene Gewebe und Strukturen anzusteuen, wie Zwerchfell, Beckenboden, Pericard, Faszienketten und schließlich energetische Kreisläufe die über den menschlichen Körper hinausgehen.
Auch hier war innerhalb der Organisation alles streng reglementiert, experimentieren unerwünscht, und darüber reden zu wollen auch. Teil hermetischer Strukturen (Bruderschaften) ist die Geheimhaltung von subtilen Vorgängen in Körper, Geist und Seele. Ihre Berherrschung bringt eine entsprechend hohe Stellung in einer nicht offensichtlichen Hierarchie mit sich, gepaart mit der Herausforderung nicht der Verführung zu erliegen dieses Fähigkeiten zum persönlichen Vorteil zu missbrauchen. Hier wird es okkult und magisch, die Magie entweder weiß (zu Ehren der schöpferischen Quelle und zum Wohle aller) oder schwarz (zum persönlichen Vorteil).
Um diese Fähigkeits-Hierarchie zu beschreiben hilft ein Bild - Rechenoperationen. Wenn ich addieren und subtrahieren kann, merke ich ob jemand anders das auch kann oder nicht. Doch ob jemand anders multiplizieren und dividieren kann erschließt sich mir nicht mit Sicherheit, weil ich keinen Einblick habe - ich kann es ja nicht. Ich bin dann auf Vermutung und Glauben angewiesen. Sobald ich multiplizieren und dividieren gelernt habe, merke ich auch das bei anderen. Die nächste Stufe ist Potenzieren, dann Integral- und Differentialrechnung, usw.
Wenn jemand anders also eine höhere Rechenoperation beherrscht als ich, dann merke ich das, weiß aber nicht was dieses "mehr" ist. Ich werde unsicher. Meine Unsicherheit wiederum wird von meinem Gegenüber bemerkt. Er/sie weiß spätestens nach ein paar Testfragen, dass ich "nur" multiplizieren und dividieren kann, und wird zumindest unterschwellig dominant, selbst wenn sie/er das nicht will. So entsteht eine Art "natürlicher" Hierarchie, die in wohlwollender Atmosphäre wohlwollende Auswirkungen hat. Dafür gibt es leider keine Garantie, denn Wohlwollen ist (a) nicht garantiert und (b) fragil, und man kann hermetische Strukturen als Versuch der Schadensvorbeugung interpretieren. Sie schrecken aber auch Interessenten davon ab die nächste "Rechenoperation" zu lernen. Alles zweischneidig wie immer, es geht um die passende Balance, ein dynamisches Gleichgewicht.
Wie dem auch sei, auch in dieser Hinsicht bin ich jetzt frei und kann nach Herzenslust experimentieren. So habe ich zum Beispiel herausgefunden, und bin auch hier mit Sicherheit nicht der erste, dass es in den Atemwegen Reflexzonen gibt, deren Ansteuerung mir zunächt über selbst gesungene Töne gelang. Ist das abgefahren. Für mich nicht. Es stecken viele Jahrzehnte des Probierens dahinter. Ich bin einfach nur dran geblieben und habe mich von der Kette der Pralinen Richtung Pralinenschachtel leiten lassen. Die muss schließlich irgendwo sein, und ich bin auf dem weiterhin geheimnisvollen Weg dahin. Das einzige dem ich mir völlig sicher bin ist, dass dem Universum die Pralinen nicht ausgehen werden.
wahre Schätze
Mein Einstieg in die Schatzsuche des Lebens war ein Spitzenerlebnis (peak-experience) gewesen, mein erster Drehtürmoment an der Decke des OP-Saales. Damals habe ich es als Zufallsfund eingestuft, später als vor meiner Nase baumelnde Karotte. Aus heutiger Sicht ist es der zappelnde Wurm an der Angel des Universums. Auf jeden Fall habe ich zu-/angebissen und suchte/jagte weiter nach solchen Spitzenerlebnissen. Es ging erstmal nur um diese Erlebnisse und mich. Ich sah keinen weiteren Zusammenhang, außer dass solche Erlebnisse lecker waren. Andere Menschen waren lediglich Erfüllungsgehilfen auf dem Weg dahin.
Ziemlich bald stellte sich heraus, dass das nicht so ist. Denn bei allen weiteren Spitzenerlebnissen spielten andere eine Rolle, zunehmend! Alleine wären sie nicht möglich gewesen, was ich bedauerte. Auf diesen Kontrollverlust hätte ich gern verzichtet. Hatte ich mir doch anfangs eingebildetn können ich bräuchte niemand anderen dazu. Mit jeder weiteren Person wird's komplizierter mit den Entscheidungen und ihrer Durchführung - erötern, diskutieren, argumentieren, kommunizieren... Beispiel: Mit dem PKW unterwegs halte ich wann und wo ich will, mit dem Reisebus... Trotz dieser Komplikationen waren die Würmer einfacher zu finden und sie schmeckten besser - eine bittere Pille für's Ego. Deswegen habe ich auch ziemlich lange gebraucht es mir einzugestehen.
Die nächste meiner Vorstellungen, die es über Bord zu werfen gilt/galt, war der Wurm selber, samt meiner Fixierung auf das Geschmackserlebnis. Meine Motivlage war schief. Ich hatte zwar die Köder gefressen, was aber nicht schlauer geworden, lediglich dank leckerere Erfolgserlebnisse besser gelaunt. Wer hängt die Würmer auf die Angel, und warum? Willkommen bei der Selbstfindung, beim Erschwitzen des Sinn des Lebens durch Versuch und Irrtum.
Ich hol' mir den Angler! Ach ja? Und wie? Wo ist er denn? Am anderen Ende der Angel natürlich. So einfach ist es leider nicht, die Schnur ist nämlich nicht materiell. Also kann ich sie nicht einfach in die Hand nehmen und ihr bis zum Ziel folgen. Egal, ich will den Angler, koste es was es wolle. Der Wurm ist doch nur Ablenkung, Selbstbeschäftigungsmöglichkeit mit eingebautem Wiederholungscharakter. Damit kann ich mich nicht länger begnügen. Positiver gesehen begann mein Motivlage sich zu evolutionieren. Vom ICH zum WIR, von MEINEM Wohl zum Wohle ALLER.
wahre Schätze